English | Deutsch ||
Lieferland:
|| Hilfe

Restauration: Volvo Amazon P220 - Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

11.04.2012
Klick startet selbstlaufende Diashow
START - STOPP

Oldtimer Restauration - 1968 Volvo Amazon P220


Karsten Stelk berichtet von seiner aktuellen Restauration eines 1968 Volvo Amazon. Begleiten Sie ihn virtuell bei seiner Arbeit, von einer schlüpferblauen schwedischen Rostlaube bis hin zu einer dunkelblauen Schönheit. Seien Sie dabei, wenn Freud und Leid aufeinander treffen!

Ein Strich durch die Planung

Wie fange ich den diesmal wieder an??
Der letzte Satz war "...ab in die Garage, den Motor warten..."
Hmm, da hat das Leben mir wieder eine Strich durch die Planung gemacht, ABER unsere Amazone wird keiner von diesen typischen Restaurations-Abbrüchen. Es geht doch noch weiter. Der Grund lag in der Natur einer Familie. Nach den Sommerferien musste (und wollte) ich etwas am Haus machen. Das gut abgelagerte Veluxfenster (habe ich schon seit 8 Jahren liegen) wurde endlich eingebaut, dann noch schnell das obere Geschoss von Haus renovieren, Wand wech, neuer Fußboden, tapeziert und malen. Die Tochter wird Teenager, also neues Zimmer und außerdem brauchte mein Rechner mal einen vernünftigen Platz.
Ist halt wie bei so einem alten Auto, dauert alles etwas länger...

Motor, Getriebe und ein neuer Kühler

Nach Weihnachten konnte bin ich dann wieder in die Garage verschwinden, wurde aber auch Zeit. Das muss man sich mal vorstellen, keine Ränder unter den Fingernägeln. Da der Volvo nun auf den eigenen Rädern steht, geht es an das Herzstück, Motor und Getriebe. Der B20 Motor ist bei Kai Buttgereit überholt und leicht optimiert worden.

Hier die Eckdaten: aufgebohrt auf 2,1L, andere Nockenwelle (D-Welle) und soll mit Doppel SU HS6 Vergasern und Fächerkrümmer laufen.
Getriebe mit Overdrive liefen schon vorher anstandslos, also habe ich alles nur gereinigt (auch innen den ganzen Schnodder entfernt) und neu abgedichtet. Sollte eigentlich gut funktionieren.

Motor und Getriebe habe ich in einer Einheit eingebaut. Leider hatte ich nicht die richtige Vorrichtung zum Einhängen, aber Gurte gehen auch. Etwas mehr mit drücken und schieben, aber funktioniert dann doch. Mit Rainer und meinem Onkel ging diese Aktion sehr schnell von der Hand. Ist doch immer wieder gut, wenn man den Jungs hier und da mal ein Bier anbietet, sie kommen dann gerne wieder. Auch wenn sie dann mal wieder anfassen müssen.

Jetzt nimmt die schöne Arbeit endlich wieder Fahrt auf. All die Kleinigkeiten, welche neu oder überholt "irgendwo" rumliegen. Jetzt wächst der Volvo von Tag zu Tag. Bevor ich es aber vergesse, habe ich alle Aufhängungsbuchsen angezogen. Sie hatte ich vorher nur lose angesetzt, da ja noch kein richtiges Gewicht vorhanden war.

Neben dem neuen SKANDIX Kühler sind auch alle Schläuche mit Schellen neu. Macht wohl auch Sinn sie zu tauschen, die Alten sind knochenhart, immerhin schon 45 Jahre alt. Das hält kein Gummi aus. Erstaunlicherweise passte sogar alles, das kenne ich von den Engländern anders. Der Anlasser wurde gestrahlt und neu lackiert, Anker abgedreht und mit neuen Kohlen versehen. Die Lichtmaschine ist fast neu, wurde schon vor Urzeiten, wo der Volvo noch lief, getauscht.

Vergaser und Fächerkrümmer

Jetzt ging es an die Vergaser. Ich hatte noch einen Satz HS6 liegen, die aber völlig am Ende waren. Also erstmal alles reinigen, zerlegen und Glasperlstrahlen. Danach die Bestandsaufnahme. War nur das übliche zu machen: neue Drosselklappenwellen mit neuen Buchsen, Düsenstock und Düsennadeln, dazu noch den Reparatursatz SU HS6 Vergaser. Danach waren die Vergaser wieder wie neu. Die Alu Ansaugbrücke habe ich auch gestrahlt und die Dichtflächen neu abgezogen. Außerdem noch längere Stehbolzen, damit ich die englischen Isolationsplatten zwischen Brücke und Vergaser einsetzen kann. Hilft gegen die Dampfblasen in den Schwimmerkammern.

Von Matthias Volk habe ich dann noch einen "angefahrenen" Fächerkrümmer von IPD bekommen. Das ist mal Arbeit vom Feinsten, schon fast ein kleines Kunstwerk. Den Krümmer habe ich mit der Hitzebeständigen Farbe von VHT flame proof bearbeitet. Das soll halten, ich werde berichten. Anbau von Vergasern und Krümmer war ziemlich einfach, alles reinwerfen und passt. Nur den Übergang auf die 2" Simons Anlage musste noch angepasst werden. Aber Schweißen habe ich ja über die Zeit geübt!!! Jetzt kämpfe ich noch mit der Aufhängung des Fächerkrümmers. Irgendwie ist es mir zu wenig ihn nur am Krümmer fest zu haben, danach kommt die nächste Aufhängung kurz vor der Hinterachse in den Gummiringen. Aber da werde ich wohl auch noch eine Lösung finden.

Kardanwelle, Kreuzgelenke und Mittellager

Dann noch mal schnell die Kardanwelle überholen. Also alles reinigen, entrosten und lackieren. Die Kreuzgelenke tauschen und das neue Mittellager mit Gummihalterung einsetzen. Alles fertig und dann mal schnell einbauen. - Wie es dann immer so ist mit dem schnell: Passt nicht!! Der Flansch von der Kardanwelle passt nicht ans Getriebe, der Absatz innen ist zu klein. Irgendwie merkwürdig, das Ding war vorher angebaut. Hat ziemliche Zeit gedauert, aber irgendwann bin ich dann doch über meine Dusseligkeit gestolpert. Wenn man(n) schon Markierungen an die Flansche macht, sollte man sich auch daran halten - ODER??
Der Flansch Getriebe- und Hinterachsseite haben unterschiedliche Absätze, die hintere ist um einige mm tiefer!! Klar, dass es dann nicht passt. Also Kreuzgelenk wieder raus, Nadel verlieren und suchen, alles wieder zusammen und schon passt dann auch alles. Insgesamt hat es einige Zeit und Frust-Biere gedauert...

Das nächste Problem lauerte aber schon. Das Haltegummi am Getriebeausgang war zu weich, dadurch lag die Kardanwelle zu tief. Mit neuem Gummi war aber auch diese Problemchen behoben. Dann musste ich noch ein wenig zaubern mit der Befestigung der großen Mutter am Eingangsflansch der Hinterachse. Sie wird mit 28 Kilo angezogen und halte mal so einfach die Achse fest. Mit zwei 8mm Bohren im Flansch und einem großen Montiereisen habe ich ein Gegenlager geschaffen und schon konnte ich den Drehmomentschlüssel nutzen. Diese ganze Arbeit war nötig, da ich den Simmerring gewechselt habe.

Ein leichter Benzingeruch

Nun zu dem Benzintank. Da immer schon ein leichter Benzingeruch in der Hütte war, sollte er doch irgendwo undicht sein. Also einen neuen kaufen. Leichter gesagt als getan, es gibt ja immer nur die für die Limousine. Was nun tun? Wie gut das ich einige Motorradfahrer kenne. Die haben das Problem mit den undichten Tanks schon länger und schwärmen von dem Tanksiegel POR15. Erstmal schlau gemacht und bei Dirk Schlucht bestellt. Die Anwendung ist etwas mühsam, speziell um den Lack in alle Ecken durch die Prallwände zu bekommen, aber am Ende hat es funktioniert. Sieht sehr gut aus und sollte dicht sein. Mal schauen, wenn mir noch ein neuer Tank übern Weg läuft, werde ich ihn mir trotzdem weglegen.

Dann den Tank einfach in den Ausschnitt im Kofferraum legen und fertig, Denkste!! Zuerst also Dichtband auf die Kante kleben, dann den Tank reinlegen und fertig. Siehe den Satz zuvor, das war wohl nichts! Er wird mit Blechschrauben befestigt, na ja über 45 Jahre hat so alles gehalten, aber jetzt brauche ich drei verschiedene Größen. Was nun? Da bin ich dann den geraden Weg gegangen und habe die Löcher mit der Bohrmaschine aufgebohrt und alles schön ordentlich mit Schraube und Mutter befestigt. Das hält jetzt!

Jetzt habe ich den nächsten großen Punkt erreicht. Bedeutet: die Vorarbeiten für das Lackieren. In der nächsten Zeit wird es in meiner Garage etwas staubiger, aber dazu mehr im nächsten Bericht.

Weitere Infos...