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Restauration: Volvo 480 - Rückschlag und Fertigstellung

02.01.2015
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Restauration - Volvo 480 von Christopher Lee Pauly


Der 20-Jährige Christopher berichtet von der Rettung seines humpelnden und um den Gnadenschuss bittenden 480er Volvo. Begleiten Sie ihn virtuell durch die ganze Achterbahnfahrt der Gefühle!

Der Rückschlag

Für den TÜV holten wir Montags eine 5 Tage Zulassung, da ich den Motor erstmal etwas bewegen wollte. Dem stand aber etwas im Wege. Nach knappen 3 km gab es vorne rechts einen Knall und das Traggelenk brach raus. Das rechte Vorderrad wollte seine eigenen Wege gehen. Folge waren eine rausgerissene Antriebswelle und ein defektes Domlager, das Federbein hing im Radhaus, stand im 90 Grad Winkel zum Fahrzeug und der Spurstangenkopf war verbogen. Nebenbei war dadurch der Kotflügel eingedrückt und aus der unteren Halterung gerissen. Die selbst sichernde Mutter hatte sich aus dem Gewinde des Trägers gearbeitet und diesen dann frei gelassen. Ich kam Gott sei Dank 10 cm vor einem hohen Bordstein mit dem ins Radhaus geklappten rechten Vorderrad unter einer Brücke in einer Kurve zum Stehen.

Der Schreck war groß, da ich kurz zuvor noch auf der Autobahn zügig unterwegs war. Schwein gehabt!

Ich ging davon aus, dass es mir das Differential zerlegt und das Lenkgetriebe rausgerissen hatte. Das war aber zum Glück nicht der Fall. Nachdem der gelbe Engel meinen Elch ganz vorsichtig in den heimischen Hof gebracht hatte, galt es erstmal schnellstmöglich die Bestellliste aller benötigten Teile zu erstellen, um in 4 Tagen zum TÜV zu können.

Die Einkaufsliste:

  • Domlager vorne rechts
  • Traggelenk vorne rechts
  • Spurstangenkopf vorne rechts
  • Radhausverkleidung vorne rechts
  • Antriebswelle vorne rechts
  • Simmering Getriebe Ausgang
  • Getriebeöl
  • Spannhülsen zur Sicherung der Antriebswelle

Einige Teile habe ich über den 480-Fanatiker Jörg aus Berlin bekommen, an dieser Stelle vielen Dank für die schnellen Päckchen und die vielen Tipps.

Der Große Moment beim TÜV

Auf den TÜV Samstag war dann alles beisammen. Da ich zur Weihnachtsfeier meines Lehrbetriebes geladen war, haben mein Vater und mein Bruder den Elch fertig gebaut. Vielen Dank!

Abends um 19:30 Uhr war es dann so weit, auf zum TÜV. Nach vielem Schwitzen dann die Erleichterung: außer der LWR war mein Elch mangelfrei. Für diese hatten wir eigentlich eine Ausnahmegenehmigung beantragt, jedoch stand dieser Genehmigung die deutsche Bürokratie im Wege. Ich zitiere denjenigen, der damals die Umrüstbarkeit auf elektrische LWR geprüft hatte: “Wie? Volvo hat einen mit Klappscheinwerfern gebaut?!? Es gibt doch nur den 440/460“ oder auch „Wir benötigen ein Vollgutachten ob dieses Fahrzeug überhaupt verkehrssicher ist, da dieser Kombi(!) ja doch sehr viel zuladen kann und sich schwer neigen würde...“ Bei dieser Aussage schoss mir nur der Gedanke durch den Kopf, wie das bei einem Sportfahrwerk gehen soll, welches so tief ist, dass der Elch zum einen bald auf jeden Bordstein aufsetzt und welches so stramm ist, dass er beim Ablassen aufs Rad ca. 25 mm einfedert.

Naja, so ist sie „die deutsche Bürokratie“. Nicht nachvollziehbar und unlogisch und was einmal auf dem Papier steht kann man nicht ändern, auch wenn der Fehler eingesehen wird. Aber es bleibt halt so. Der zuständige Mensch bei der Prüfvereinigung, der die Untersuchungen der Umrüstung einer hydraulischen LWR auf elektrische LWR im Auftrag vom TÜV und etlichen anderen Behörden gemacht hatte, sagte er hätte schon mal einen 480er geprüft, allerdings ohne Klappscheinwerfer. Dann hatte er in der ganzen Spalte der Volvo-Serienaufstellung die Kreuzchen durchgezogen. Das könne er jetzt doch nicht mehr ändern. Das muss ein Bürokratenhammel gewesen sein, der seine Fehler auf dem Buckel des Bürgers austrägt. Pfui!!

Die neue LWR

Kurzerhand haben wir uns doch für eine elektrische LWR entschlossen. Wir haben einen Umrüstsatz ergattern können, den mein Vater nach stundenlangem durchtelefonieren beim TÜV, KBA und etlichen anderen Unternehmen organisierte. Danke dafür Papa. Mit Stellmotoren aus einem US Musclecar und dem Stellelement eines Fiestas stand der Umrüstung soweit nur noch der Einbau im Wege. Nachdem die Scheinwerfer ausgebaut waren stellte sich bei mittlerweile 35 cm Schnee die Frage des Anpassens. Der Alukragen am Sitz des Stellelements musste weg, eine Seite hat mein Vater mit Dremel und dem schon bekannte HSS Fräser entfernen können, die andere habe ich auf einer CNC Fräse bearbeitet, auch hier kam ein HSS (HighSpeedSteel zu deutsch Schnellarbeitsstahl) mit 13 mm Durchmesser zum Einsatz. Allein das Fräsen nahm 4 bis 5 Stunden in Anspruch, aber es hat sich gelohnt, die Stellmotoren sitzen perfekt. Die neuen Lagerbuchsen für die Scheinwerfer-Rahmenaufnahme habe ich über SKANDIX bekommen, wie auch so manch anderes...

Nachdem Scheinwerfer und Rahmen mit dem Rest vom Auto wieder vereint waren und funktionierten, stand die Verkabelung an. Es gestaltete sich auf der rechten Seite gut und war machbar, da ich die Steuerleitungen durch die Ölleitungen der alten LWR gezogen hatte. Der Anschluss im Innenraum erfolgte dann gespeist vom Zigarettenanzünder, zentral zu- und abschaltbar über den freien Schalter der Fahrersitzheizung. Jedoch dauerte es eine kleine Weile, da wir -15° C hatten und kälter. Zwischendurch sind dann auch die Finger zu einer Kralle gefroren, aber irgendwann Richtung Nacht hatte er wieder eine funktionierende LWR und kurz darauf auch mängelfreien TÜV (Gaaaaaaaanz breites Grinsen).

Fertig!

Mittlerweile habe ich schon gute 5000 km mit ihm zurückgelegt. Nach mehreren Feineinstellungen, einer neuen Wasserpumpe und Thermostat, noch etwas Kabel für die musikalische Note, dem Tacho und ein paar Stunden Arbeit läuft jetzt sogar der Leerlauf mit der Nockenwelle schön sauber. Nebenbei habe ich den Leerlaufsteller gegen den eines Saab 900 getauscht. Mein Volvo 480 ist im jetzigen Zustand wieder ein alltagstaugliches Auto mit Bums und Fahrspaß geworden.

Ein ganz großes Dankeschön möchte ich speziell meiner Mutter und meinem Vater widmen, die mich immer unterstützen wenn es mal nicht so gut läuft und logischerweise auch dann wenn es gut läuft.

Da ich mein Schluss-Finish noch lange nicht erreicht habe, arbeite ich, so wie es meine Zeit und Finanzen es erlauben, an meinem kleinen, schnellen Elch weiter und lasse ihn ab und zu einmal kräftig durchatmen.