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Restauration: Volvo 480 - Immer diese Technik

17.10.2014
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Restauration - Volvo 480 von Christopher Lee Pauly


Der 20-Jährige Christopher berichtet von der Rettung seines humpelnden und um den Gnadenschuss bittenden 480er Volvo. Begleiten Sie ihn virtuell durch die ganze Achterbahnfahrt der Gefühle!

Weiter unter der Haube

Morgens lief er auf allen 4, mittags auf 3 und abends erst nach etwas längerem Orgeln. Die erste Diagnose war eher per Zufall aufgeflogen: In der Dämmerung wollte ich ihn über Nacht in den Unterstand fahren und musste bei einem Blick auf die Maschine feststellen, dass an allen Stellen der Zündfunke in alle Richtungen schlug, sogar durch die Kappe und aus der Spule. Mein persönliches Feuerwerk.

Nachdem ich die Zündkabel raus gebröselt hatte und Kappe samt Finger in der Hand hielt, stand fest, es muss einmal alles neu. Über SKANDIX kam ich sogar an die original Volvo Turbo Zündkerzen ran, welche die total weg gebrannten „Tuning“- Zündkerzen, die mir sehr komisch vorkamen, ersetzten. Eine neue Kappe und ein neuer Finger waren dann auch montiert und mich traf der Schlag. Der Motor war kerniger, bissiger und beinahe seelenruhig am schnurren und ich sah keine Funkentänze mehr.

Soweit ganz gut, wäre da nicht dieses hässliche Geräusch aus Richtung Zahnriemen gekommen. Also nahm ich mir für Samstag den vermeintlich einfachen Zahnriemenwechsel vor. Erstmal habe ich mir in den Volvo Handbüchern durchgelesen, wie was geht. Nachdem die Lima draußen war, erkannte ich, dass es doch mehr Arbeit werden würde. Irgendein Bruchschlosser hatte an der Verkleidung des Zahnriemens Zollschrauben mit metrischem Gewinde im Motorblock vereint, was sich mit einem „Knack“ und abgescherter Schraube äußerte. Also zückte ich mal wieder den Dremel und fräste an dieser sowieso schon engen Stelle bei netten 25 Grad in der Grube am hinteren Abgaskrümmer Hindernisse weg.

Nachdem dies erledigt war, war klar woher die Geräusche kamen. Von Spannrolle und Umlenkrolle. Das war nichts tragisches, aber der Zahnriemen war „noch besser dran“, denn mit zwei Fingern konnte man die Zähne weg rubbeln. Also reine Glückssache, das Kolben und Ventile noch nicht verheiratet waren. Als Ersatz besorgte ich mir einen Zahnriemensatz und einen Haufen Edelstahlschrauben, die mit Spezial-Graphitfett (geeignet von -250° bis 1250°) im Zylinderkopf die Teile nun an Ort und Stelle halten würden und sicher nicht fest gammeln oder rosten. Nachdem der Riemen gespannt war, ich die Steuerzeiten x-mal überprüft hatte und den Motor 25 mal von Hand durchgedreht hatte, baute ich die Kerzen wieder ein und es erfolgte ein Startversuch. Nun schnurrte er schon bald wie mein Kater Brutus und es kam kein hässliches Geräusch mehr aus dem Zahnriementrieb. Nachdem die Lima und alles andere wieder eingebaut waren, kam eine kleine Probefahrt im Hof meiner Oma. Alles funktionierte soweit ganz gut, er hatte nur gar keinen Ladedruck.

Die Fehlersuche gestaltet sich recht einfach. Nachdem jeder Unterdruckschlauch neu war, musste ich feststellen, dass das Wastegate fest hing. Dieses überredete ich dann mit viel Liebe und noch mehr WD-40 und Spezialfett zu neuem Leben und siehe da, Schub ohne Ende. Von mir wich der Druck, den bekam jetzt der Motor zum Atmen ab.

Immer diese Technik

Was mich bis jetzt immer noch störte, war der Bordcomputer. Schön und gut, aber leider tot. Also besorgte ich mir erstmal ein gutes, gebrauchtes Cockpit aus Berlin, das laut Beschreibung intakt sein sollte. Dies war es leider nicht. Nachdem dann beide Cockpits in Berlin in einem Schlachtfahrzeug getestet wurden und einwandfrei funktionierten, war klar was ich nun zu tun hatte. Ran an den Kabelbaum und den Kupferwurm suchen. Ich baute die Schaltpläne anhand von Druckvorlagen provisorisch auf der Werkbank auf und fand heraus, dass Plus da war, nur keine Masse. Die alt bekannte Stelle unter der Windschutzscheibe.

Ich verlegte Industriekabel von der Batterie durch die Spritzwand bis hinters Cockpit. Dann lötete ich diese an den Kabelbaum fest und siehe da, der Bordcomputer lebte. Die Tankanzeige hatte nach langem messen schließlich auch wieder Funktion. Sie lief zwar immer noch nicht ganz rund, war aber ausreichend genau und außerdem fährt bei mir immer ein Reservekanister mit. Ich verlasse mich lieber auf den Sprit im Kanister als auf eine digitale Füllstandanzeige.

Trotzdem lies mir das keine Ruhe. Also baute ich Rückbank und Konsole aus und alles was sonst noch im Heck des Fahrzeuges war, um mir die Spritpumpe ansehen zu können. Als die Rückbank mit Pilz- und Mauskultur draußen war, verlor der Volvo seine markante, leicht perfide Duftmarke und gut erhaltene Fahrzeugregionen kamen zum Vorschein.

Der Ausbau der Spritpumpe war zwar etwas unübersichtlich, ging aber doch recht gut. Als die Pumpe dann draußen war, konnte ich mit Freude feststellen, dass der Tank innen sauber war und keinen Dreck oder ähnliches in sich trug. Leider sah ich etwas unerfreuliches. Der Füllstandsgeber war verschlissen und gab deshalb total unwahrscheinliche Werte aus, wenn es nach ihm ginge, hätte ich zeitweise einen Verbrauch von 750 Litern Super auf 100 km gehabt und außerdem zeigte er für den Hubraum ein Komma zu viel an und die Ziffern falsch herum - bei 81 Litern Hubraum ist dieser Verbrauch durchaus möglich.

Fortsetzung folgt…