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Reise-Blog: Kiruna - Polarlichter, Eis und Erz im hohen Norden Schwedens

27.07.2011
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Skandinavien-Tour Infos 2011


Der Skandinavien-Experte und Reise-Journalist Reinhard Pantke berichtet auch in diesem Sommer wieder von seinen Touren durch Schweden und Norwegen. Begleiten Sie ihn virtuell durch den hohen Norden und holen Sie sich Anregungen für eigene Reisen!

Die nordschwedische Stadt Kiruna liegt ca. 150 km nördlich des Polarkreises, im Sommer erlebt man hier 7 Wochen Mitternachtssonne, im Winter etliche Wochen Polarnacht, am Himmel tanzende Polarlichter und fröstelt bei Temperaturen von Minus 20 Grad und weniger. Der letzte Schnee schmilzt oft erst Ende Mai und im Oktober kommt der bereits Winter zurück...!

Warum leben die Menschen in dieser nach unseren Vorstellungen abgelegenen Einöde? Kiruna (19.000 Einwohner) ist seit ihrer Gründung eine Bergwerkstadt, was man schon bei der Ankunft erkennen wird beim Anblick der riesigen Eisenerzhalden und des kargen Berges, der sich nahe der Stadt auftürmt. Der Minenbetreiber LKAB ist seit Generationen der wichtigste Arbeitgeber in Kiruna und Umgebung.

Die Eisenerzminen

Wer mehr über den Puls der nüchtern wirkenden Stadt erfahren will, sollte die Minen der LKAB (Luosavaara & Kiirunavaara AB) besuchen. Man fährt auf 500 m unter Null hinunter und kann sich unter fachkundiger Anleitung in einem stillgelegten Teil der Mine die Geschichte der Mine, den Produktionsprozess und die riesigen Maschinen anschauen. Schon die nackten Zahlen sind beeindruckend: Es gibt 600 km geteerte Straßen und mehr als 1.000 km Schotterwege im Inneren des Berges und die Mine beansprucht 2% des gesamten schwedischen Stromverbrauchs.
Jede Nacht um 1 Uhr Morgens wird im Berg gesprengt. Wenn die dadurch ausgelösten kleinen Erschütterungen einmal ausbleiben, rufen die ersten besorgten Einwohner in der Mine an und fragen nach, ob alles in Ordnung sei...

Doch die Förderung sorgt auch dafür, dass der Boden rundum immer instabiler wird und die Gefahr absackender Böden stetig steigt. Daher beschloss man, die ganze Stadt in den nächsten 30 Jahren zu versetzen und die Stadt an anderer Stelle neu aufzubauen. Kleinere Häuser werden einfach auf riesigen LKW transportiert und Prestigebauten wie das Rathaus werden zerlegt und wieder neu aufgebaut! Die Kosten für diesen gigantischen Umzug werden größtenteils vom LKAB getragen. Wenn die Einwohner der Versetzung des Ortes nicht zugestimmt hätten, dann müsste man die Mine bald schließen und die meisten Bewohner vom Kiruna würden ihren Arbeitsplatz verlieren.

Eisige Zeiten

20 km von Kiruna entfernt liegt das kleine Dörfchen Jukkasjärvi. Dort entsteht jedes Jahr aus dem Eis des nahegelegenen Flusses Torne nicht nur das Eishotel, sondern auch eine „Ice Bar“ und eine Kapelle, die sich mittlerweile zu einem der beliebtesten Plätze zum Heiraten gemausert hat. Ob man im Hotel eine Hochzeitsnacht erleben kann, sei dahingestellt, die Eiszimmer sind auf ca. Minus 6 Grad gekühlt. Warme Schlafsäcke und Rentierfelle gehören daher zur Grundausstattung. Mit dem Bau des Hotels beginnt man im Dezember, im April schmilzt es langsam und das Wasser läuft zurück in den Fluss. Aber auch im Sommer lohnt ein Abstecher: In einer gekühlten Lagerhalle kann man einige der eisigen, kunstvollen Ausstellungsgegenstücke bewundern.

Abstecher zur norwegischen Grenze

Wer genug Zeit und Lust hat, sollte einen Abstecher zum ca. 130 km entferntem Abisko Nationalpark unternehmen. Der vergleichsweise kleine Park hat eine vielfältige Vegetation und ist einer der niederschlagsärmsten Plätze Schwedens. Wanderer beginnen oder beenden hier den „Kungsleden“ (Königspfad), um auf dem nördlichen und südlichen Königspfad 900 km durch die Wildnisgebiete Schwedens wandern. Wer will, kann dorthin auf der Trasse der legendären Eisenerzbahn fahren. 1903 begann man mit dem Bau der Strecke, die Kiruna im Inneren von Schweden mit Narvik an der norwegischen Westküste verbindet. Der Bau der Strecke war nötig, da der Transport auf der Ostsee im Winter zufriert und man aufgrund der wesentlich geringeren Wassertiefe nicht soviel Material laden kann. So donnern heute die stärksten Lokomotiven der Welt mit einer Ladung von bis zu 9.000 Tonnen durch die wilde Berglandschaft hinunter nach Narvik. Besonders die letzten 20 km, die vom Fjell hinunter zum Fjord führen, sind atemberaubend schön und einen Ausflug wert! Und dort wartet die spektakuläre norwegische Westküste, aber das ist eine andere Geschichte.

Reisetipps

Ein besonderer Tipp für Eisenbahnfans ist die Fahrt mit der Schwedischen Eisenbahn nach Kiruna. Evtl. kann man bei genügend Zeit von Mora aus in zwei Tages-Etappen mit der Inlandsbanan nach Gälliväre fahren (siehe Link unten), von dort aus geht es mit Bahn und Bus weiter nach Kiruna. Die darauffolgende Abschnitt zwischen Kiruna und dem norwegischem Narvik auf der Eisenerzbahn ist besonders spektakulär. Bahnfreunde könnte von dort zunächst per Bus weiter nach Bodö fahren und von Bodö mit der norwegischen Eisenbahn (siehe Link) südwärts fahren.

Text und Fotos © Reinhard Pantke