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Reise-Blog: Norwegen - Fjorde und Fjells

17.11.2011
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Skandinavien-Tour Infos 2011


Der Skandinavien-Experte und Reise-Journalist Reinhard Pantke berichtet auch in diesem Sommer wieder von seinen Touren durch Schweden und Norwegen. Begleiten Sie ihn virtuell durch den hohen Norden und holen Sie sich Anregungen für eigene Reisen!

Das Land Norwegen

Kaum ein Land in Europa ist abwechslungsreicher als Norwegen: Die Fjorde Neuseelands, die Berge der Schweiz, die Wälder Kanadas, die Seen Schwedens vereinigen sich auf einer Fläche, die kleiner als Deutschland ist! „Norwegen“ oder „Nordvegr“ bedeutet aus dem Altnorwegischen abgeleitet „Der Weg nach Norden“ - ein Blick auf die Karte macht dabei schnell die Verbundenheit zum Meer deutlich: Das Land erstreckt sich vom Kap Lindenes im Süden bis zum Nordkapp auf mehr als 1.700 km Luftlinie. Eine Messung der Küstenlinie ergibt - ohne vorgelagerte Inseln - über 21.000 km!
Auf dem Weg nach Norden ändert sich die Küste ständig: von verträumten Buchten und weißen Städten im Süden, über die tief ins Land reichenden Fjorde, zu den dramatisch, schroffen Lofotenbergen und den Küstensäumen des Nordpolarmeers. Das Meer war und ist schon immer die Lebensader dieses gebirgigen Landes: Über 80 % der knapp 5 Millionen Norweger leben in Sichtweise des Meeres!

Unterwegs mit dem Fahrrad

Dank Erdöl und Erdgas ist der skandinavische Vorzeigestaat eines der reichsten Länder der Erde. Der Wohlstand zeigt sich zum Vorteil der Radler auch im Straßenbau: Jedes noch so kleine, abgelegene Dorf, jede kleine Insel wird über kilometerlange Tunnel oder Brücken an die Außenwelt angebunden und selbst in die entlegensten Winkel des riesig langgezogenen Landes fahren Schnellboote oder Busse in regelmäßigen Abständen. Das Radwegenetz wird ständig ausgebaut und alte Passstraßen werden für Radfahrer freigehalten.
Wer Norwegen im Sommer per Fahrrad erfährt, kann wirklich frei sein - abhängig davon wie weit man im Norden ist, kann man die Landschaft rund um die Uhr im Tageslicht genießen oder nicht enden wollende Dämmerstunden erleben, die das Land in magisches Licht tauchen. Welch ein verlockender Gedanke, sein Zelt - dank der niedrigen Kriminaltätsrate ist dies gefahrlos möglich - dann an einem einsamen Strand oder an einem stillen Bergsee aufzubauen!

Viele denken dabei wohl zunächst an die Fahrt zum Nordkapp, aber das riesig lang gezogene Land lockt mit schier endlosen Möglichkeiten auf schmalen, verkehrsarmen Wegen durch abwechslungsreiche Landschaften zu radeln!
„Norwegen-Light“ mit idyllischen, „weißen“ Küstenstädtchen, Badebuchten aus Schärengärten oder Sandstränden bietet eine Fahrt auf dem norwegischen Teil der internationalen „North Sea Cycle Route“. Dieser Teil ist leicht erreichbar, die Entfernungen zwischen den Orten sind kurz und das Klima recht mild.
Von der Südküste aus kann man auch lohnenswerte Abstecher in das langgezogene Setesdalen oder in das waldreiche Innere der Telemark unternehmen und entlang des Fluss- und Seen-Systems des 150 km langen Telemark-Kanals fahren.

Fjordland

Das Fjordland breitet sich grob zwischen Stavanger im Südwesten und Kristiansund im Nordwesten aus - und zeigt mit seinen tiefen Fjorden, unzähligen Wasserfällen und alten Stabkirchen einzigartige Kulissen, die wohl alle klassischen Vorstellungen vom Land der Fjorde befriedigen. Radeln dort lässt aber selbst hartgesottene Alpenradler nicht nur ins Schwärmen, sondern auch ins Schwitzen kommen! Flache Strecken beschränken sich zumeist auf kurze Abschnitte entlang der Fjorde. Zwischen den Fjorden liegen lange Abschnitte, die von Meereshöhe über Passhöhen hinüber führen und oft mehr als 1.000 Höhenmeter bieten. Die Straße übers Sognefjell - die höchste Passstrasse Skandinaviens - führt zum Beispiel vom Sognefjord auf einer Strecke von 32 km zu einer Höhe von über 1.400 m hinauf.
Ein Klassiker unter den norwegischen Radwegen ist der raue Schotterweg „Rallarvegen“, ein 130 km langer Schotterweg, der einem alten Versorgungspfad der Eisenbahnstrecke Oslo–Bergen folgend, über die karge Fjell-Hochebene der Hardangervidda führt. Nicht so bekannt, aber nicht minder reizvoll und sehr ruhig sind der Peer-Gynt-Veien oder der Jotumheimvei, die auf geschotterten Wegen durch die faszinierenden Bergwelten Ostnorwegens führen. Diese Wege werden zumeist nicht vom Schnee befreit und sind oft erst von Ende Juni bis September zugänglich.

Auf der RV 17 in den Norden

Nördlich von Trondheim lockt z.B. die RV 17 zu einer Fahrt nach Norden. Sie ist eine gute Alternative zur „Wohnmobil-Rennstrecke“ E6. Die ca. 900 km lange Strecke beginnt in Steinkjer (100 km nördlich von Trondheim) und führt über den Polarkreis hinaus nach Bodö. Die Strecke wird von quasi einem Dutzend Fähren zusammengehalten, die in kurzen Abständen fahren und dafür sorgen, dass man auf vielen Inselabschnitten fast verkehrsfrei bis zur Ankunft der nächsten Fähre radeln kann und eine sehr abwechslungsreiche Landschaft erlebt! Gespickt mit tausenden kleinen Inseln, die zu Abstechern reizen, imposant und im nördlichen Teil sogar rau, sorgt der Straßenverlauf hinter jeder Kurve für neue, spannende Einblicke, die den Entdeckergeist immer wieder entfachen.

Lofoten und Vesteralen

Eines der schönsten Radreisereviere Skandinaviens sind die sich nördlich der RV 17 anschließenden, steil aus dem Meer aufragenden Inselgruppen der Lofoten und Vesteralen.
Matthias Hanke, Globetrotter und Norwegenradler aus Überzeugung, meint: “Wohl nirgendwo in Europa ist so viel Landschaft auf so wenig Raum untergebracht wie auf den Lofoten. Dem Radfahrer erschließen sich auf kurzer Distanz ständig neue Blicke auf kleine Fischerdörfer, bizarre Berge und einsame Sandstrände. Und das alles, indem man, für Norwegen ganz untypisch, fast die ganze Zeit über auf Meereshöhe radelt“.

Nördlich von Tromsö wird es karg, Wer nicht zum Nordkapp radeln will, sollte spätestens hier den Weg gen Süden antreten. Wegen des sehr starken Verkehrs wenig empfehlenswert ist im Sommer das Radfahren auf der E6 zwischen Oslo und Steinkjer. Eine Ausnahme ist der Tag im Juni, an dem das längste Radrennen Norwegens, die „Store Styrkeprøven“ (Anmerkung: „große Kraftprobe“) durchgeführt wird, ein Radmarathon, der über 540 km von Trondheim nach Oslo führt!

„Jeder gute Doktor würde Norwegen verschreiben“, so lautete einst der Titel einer Tourismuskampagne. Radfahren und Reisen in Norwegen ist Medizin für die Seele. Wer einmal in den Weiten des Nordens unterwegs war, will immer wieder dorthin zurück.

Reisetipps

Klima und Reisezeit:
Obwohl Fjord-Norwegen z.B. auf der Höhe Südgrönlands liegt, sind die Durchschnittstemperaturen dank des Golfstroms wesentlich höher als in vergleichbaren Breitenlagen. Im Sommer erlebt man schöne, stabile Tage mit hohen Temperaturen. Selbst in den nördlichsten Landesteilen kann man Sommertage mit 25 Grad Celsius erleben, aber auch schon mal bei 12 Grad und Dauerregen schlottern.
Charakteristisch für die Küstenlagen sind die schnellen Wetterwechsel. Für Südnorwegen ist die Zeit von Mitte Mai bis Mitte September empfehlenswert. Wer in die Berge oder in die Regionen nördlich des Polarkreises will, sollte nicht vor Mitte Juni starten.

Fahrradmitnahme:
Ist auf den innernorwegischen Autofähren gratis. Express-Personenboote nehmen Räder gegen Aufpreis mit. Busse nehmen Räder mit, sofern Platz vorhanden ist.

Anreise:
Mit dem Schiff fährt ColorLine eine direkte Fährverbindung Kiel-Oslo, Fjordlinie bietet Fähren nach Westnorwegen oder Stenaline.
Die norwegische Bahn fährt im Norden bis Bodö und nimmt im Nahverkehr immer Räder mit, bei Fernzügen ist Nachfrage und Buchung ratsam. Rechtzeitiges Buchen („Minipris-Ticket“) spart viel Geld!
Norwegian bietet günstige Flüge zwischen Deutschland und Norwegen. Ryanair, Airberlin und andere Gesellschaften fliegen Südnorwegen an.
Hurtigruten - die ganzjährig zwischen Bergen und Kirkenes verkehrenden Schiffe sind die schönste Art und Weise, längere Passagen entlang der Küste zu überspringen. Wer eine Kabine braucht, sollte frühzeitig reservieren.

Übernachten:
Campingplätze, Bed & Breakfast (ab ca. 40,- € p.P.), Jugendherbergen, Hotels (ab 70,- € p.P.) und Gästehäuser sind in kurzen Abständen zu finden. Campingplätze (ca. 10- bis 20,- € für 2 P.) sind mit Sternen klassifiziert und überwiegend gut ausgestattet! Aufenthaltsraum, Küche, Waschmaschinen und Trockner sind meist vorhanden. Bei schlechtem Wetter sind die Campinghütten (ab 40,- € für 2-4 P.) eine gute Alternative, Einzelreisende zahlen voll.

Wild Zelten ist nach dem „Jedermansrecht“ mit Abstand zu Häusern erlaubt, aber oft z.B. im Fjordland schwierig und wird immer mehr durch Verbotsschilder eingeschränkt. Die besten Möglichkeiten findet man auf den weiten Hochebenen (Fjells) und im hohen Norden.

Zahlreiche weitere Infos für Ihre Reiseplanung finden Sie unter den nachfolgend genannten Links!

Text und Fotos © Reinhard Pantke