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Reiseblog: Magie des Lichts – Die Lofoten Inseln

26.09.2010
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Skandinavien-Tour Sommer 2010


Der Skandinavien-Experte und Reise-Journalist Reinhard Pantke berichtet von seiner aktuellen Tour mit dem Fahrrad durch Schweden und Norwegen. Begleiten Sie ihn virtuell auf seiner Reise und erfahren Sie interessante Details über Land und Leute!

"Noch nie habe ich so klare Farben gesehen! Die weißen Schneefelder an den blauen Bergen und das Grün so saftig. In leuchtenden Flecken und Strahlen erscheint das Spiegelbild im stillen Fjord. Es ist ein Bild einer Märchen-Phantasie; hier muss der Ort sein, wo die Prinzessin verzaubert wurde" Theodor Kittelsen, Künstler (1890). Auch heute haben die Inseln nichts von Ihrer Faszination verloren und werden jeden in Ihren Bann ziehen.

Svolaer - „Hauptstadt der Lofoten“

Svolaer ist mein Ausgangspunkt für die Erkundung der Inselwelt. Man erreicht den Ort sowohl mit Auto- als auch Personenfähren vom Festland aus. Ich habe eine dritte Möglichkeit gewählt und war zuvor eine kurze Etappe mit der „Hurtigruten“ durch den schmalen Raftsund gefahren. Der Ort ist mit nur 4.000 Einwohnern der Hauptort der 24.000 Einwohner zählenden Inselreiches. In den letzten Jahren hat man dort sehr viel gebaut und versucht, die Uferpromenade mit allen möglichen Glaspalästen aufzupolieren. So gefällt mir persönlich - ein paar Kilometer weiter - das beschaulich und etwas verschlafene alte Inselhauptstädtchen Kabelvag wesentlich besser. Direkt an der Hauptstraße liegt auch die große Holz-Kathedrale, die mehr als 1.200 Menschen Platz bietet. Wer die Lofoten und die Bedeutung des Fischfangs für die Insulaner besser verstehen will, sollte sich das nahe gelegene „Lofot Musset“ anschauen.

Henningsvaer

An der Abzweigung nach Henningsvaer liegt ein traumhafter, weißer Sandstrand: Glasklares Wasser verlockt zu einem Bad. Fast kommen bei Windstille mediterrane Gefühle auf, aber jeder der mal einen Zeh in das Wasser gehalten hat, wird schnell wieder in die nordische Realität zurückgeholt werden: Selbst die seichten Buchten an der geschützten Innenseite, werden in guten Sommern nicht wärmer als 15 oder 16 Grad! An der ungeschützten Westseite der Inseln kann man sogar nur „Eisbärenwohlfühl-Temperaturen“ von 12 Grad erwarten – aber wer kann von sich sagen, dass er mal 150 km nördlich des Polarkreises ins Wasser „gehüpft“ ist? Doch auch die folgenden Kilometer könnten kaum spektakulärer sein: Die schmale Straße windet sich sich zwischen Felsblöcken, vorbei an stillen Buchten mit glasklarem Wasser, das mal verlockend blau oder grün in der Sonne blitzt. Hier radeln wir immer weiter durch die fantastische Berglandschaft. Direkt neben der Straße erproben Kletterer ihr Können an den senkrecht abfallenden Granitwänden. Der über mehrere Fels-Inseln verstreute Fischereiort wird zu Recht als das „Venedig-des-Nordens“ bezeichnet. Vor der Hintergrund der hohen Berge breitet sich ein bunter Ort mit familiären Fischereibetrieben, Booten, Cafe und Galerien aus. Im kleinen Hafen ist immer etwas los und wer an einem sonnigen Sommerabend in einem der Cafes in den Schein der Mitternachtssonne blinzelt, wird kaum das Vorurteil vom kalten und dunklen Norwegen bestätigen können. Tatsächlich hat diese Region der Erde mehr Licht als jede andere, da die Dämmerungsphasen extrem lang sind. Im Ort gibt es einige Galerien wie die z.B. die des Malers Erik Harr, der imposante Einblicke in die Naturgewalten der Lofoten gibt.

Richtung Stamsund

Es geht munter rauf und runter auf der Hauptstraße. Doch von den kleinen Anhöhen und hohen Brücken hat man umso bessere Ausblicke auf die wunderschöne Küstenline. Es ist fast windstill, das Thermometer zeigt 21 Grad an, ich muss mir immer wieder klar machen wie weit im Norden ich eigentlich unterwegs bin. Bald kann man die etwas stärker befahrene Europastraße verlassen und auf einer schmalen Nebenstraße fast immer am Meer entlang in Richtung Süden radeln. Stamsund ist ein geschäftiger Fischerei-Ort und zweiter Halteplatz der Hurtigruten auf den Lofoten. Noch heute gibt es am Hafen alte, rustikale Rorbuerhütten, die früher während der Fangzeit von den Fischern genutzt worden. Heute werden sie von Touristen gemietet und sind ein perfekter Platz um die Seele baumeln zu lassen. Von hier aus radeln wir über einen kleinen Pass hinüber in den modernen Verwaltungsort Leknes.

Einer meiner persönlichen Lieblingsplätze und magischer Kraftort

Einer meiner persönlichen Lieblingsplätze ist ein kurzer Abstecher von Leknes zu den Stränden und Buchten von Haukaland und Utakleiv. Zunächst radelt man zwischen den schroffen Bergen über eine kleine Anhöhe, von der aus man den Blick auf den weit geschwungenen, feinsandigen Traumstrand von Haukaland hat. Hier wurden sogar Werbespots für Duschprodukte gedreht! Die weißen Strände lassen an warmen Sommertagen „Karibikfeeling“ aufkommen. In südlichen Gefilden würden hier vermutlich Bettenburgen und Restaurant stehen: Hier gibt es nur einen an guten Tagen geöffneten Imbisswagen. Wir fahren auf einem alten Fahrweg, der heute Fahrradfahrern und Wanderern vorbehalten ist, am offen Meer entlang nach Utakleiv. Der schmale Schotterweg wird gesäumt von haushohen Gesteinsblöcken, die hier immer wieder mal in der kalten Jahreszeit herunter sausen. Lange Zeit waren diese abenteuerliche Piste und ein lange nicht minder gefährlicher Bergpfad der einzige Zugang zu dem winzigen Nest. Heute gibt es einen ca. 1 km langen Tunnel, der erst vor einem Jahrzehnt für die Handvoll Menschen gebaut wurde, die es ganzjährig an der isolierten wilden Westküste aushalten. Einst lebten dort bis zu 200 Menschen, die nur über eine wilde Bergstraße oder eine Steinschlag-ausgesetzte Straße eine Verbindung an die Außenwelt hatten. Doch der Tunnel kam zu spät, heute leben nur noch sehr wenige Menschen kontinuierlich hier. Die meisten Menschen auf den Lofoten leben an der geschützten Innenseite, die Landflucht treibt besonders die jüngeren Menschen immer mehr in die wenigen, größeren Städte. Wer hier an einem schönen, windstillem Sommertag ist, kann sich kaum vorstellen mit welcher Brutalität die Winterstürme hier über den offenen Nordatlantik toben und das Leben lahmlegen können.

Flakstad

Wir radeln über eine ruhige Nebenstraße zurück zur E 10, die uns bald zu einer kleinen Mutprobe führt: Vor uns „taucht“ der ca. 1,5 km lange Nappstraumtunnel ab, der uns hinüber zur Insel Flakstad bringen wird. Auch wenn der Tunnel gut beleuchtet und belüftet ist und einen Seitenstreifen für Fahrradfahrer und Fußgänger hat, werden zarte und „geräuschempfindliche“ Naturen es vorziehen, per Linienbus dort hindurch zu fahren. Die Busse nehmen, sofern Platz ist, Fahrräder mit. Die Tunnelpassage ist zudem auch einer der längsten Anstiege, da es zunächst auf Minus 80 Meter geht und von dort aus wieder auf Meereshöhe. Vor ein paar Jahren noch bekam man im Tunnel neben den Autos auch Wasserrauschen zu hören. Jede Stunde wurden vom tiefsten Punkte einige Tausend Liter Wasser „abgepumpt“. Wenn der Tunnel geschafft ist, entschädigen die darauf folgende wilde Mischung aus hohen Bergen, glasklaren Buchten, kleinen Sandstränden und Dörfern, die am Fusse der Berge wie Spielzeugszenerien wirken, schnell für die Strapazen.

Nusfjord

Nusfjord ist einer der wenigen Plätze in Norwegen, die auf der Liste des Unesco Weltkulturerbes stehen. Der kleine Ort war einst zeitweiliger Wohnsitz tausender Fischer und ist fast unverändert aus dieser Zeit erhalten geblieben. Heute leben dort nur noch Wenige; dafür wird der Ort an manchen Hochsommertagen förmlich überrannt von dutzenden Busgruppen. Ein findiger (und wohl auch sehr wohlhabender) Geschäftsmann hat daraufhin das Zentrum des kleinen Fischereiortes gekauft und in ein lebendiges Museum verwandelt. Jeder, der dort hinein will, muss Eintritt bezahlen!

Ramberg

Ramberg ist ein wunderschön an der offenen Westseite gelegener Ort mit nur 200 Einwohnern, der an einem spektakulären 2 km langen Traumstrand liegt. Der 200 Seelen Ort wurde vor Jahren bekannt, als man aus Sorge um die Fischereigründe mit 99% gegen einen Beitritt Norwegens in die EU stimmte. Heute würde das Ergebnis wohl anders aussehen, da es längst nicht mehr soviel Fisch gibt.
Der Ort ist auch ein prima Ausgangspunkt für Abstecher nach Moskenes, der schroffsten und bergigsten der Lofoten-Inseln. Doch davon lesen Sie mehr im nächsten Webblog!

Einige besondere Tipps

geführte Radreise auf den Lofoten

Wer nun angesichts dieser Bilder und Worte auf den Geschmack gekommen ist, diese Inseln auch selbst mal auf zwei Rädern zu erkunden, der kann unter meiner Führung die magischen Inseln der Lofoten näher kennenlernen. Während einer achttägigen Tour erkundet man die spektakulären Landschaften auf sehr angenehme Art: Das Gepäck wird per Auto transportiert und übernachtet wird in wunderschön gelegenen, komfortablen, landestypischen Unterkünften.
Termine sind vom 15.-22.6.2011, 22.6.-29.6.2011 und Anfang August 2011. Nähere Informationen in Kürze auf meiner Homepage oder auf der Seite von Troll Tours (siehe unten). Da die Anzahl der verfügbaren Plätze aufgrund der kleinen Gruppengrößen von maximal 15 Teilnehmern limitiert sind, empfiehlt sich eine rechtzeitige Buchung.

Reisezeit

Die Lofoten sind sicher zu allen Jahreszeiten interessant. Im Winter, wenn die Nordlichter am Himmel spuken und die Fische auf den Gestellen hängen, oder im Sommer wenn die Sonne für Woche nicht versinkt und die meisten Leute reisen. Wer auf feste Unterkünfte angewiesen ist, sollte in der Zeit von Ende Juni bis Mitte August Übernachtungsplätze in Hotels, Campinghütten oder Rorbuer rechtzeitig reservieren. Die zweite Augusthälfte bietet meist stabiles Wetter und etwas mehr Ruhe als die Hauptreisezeit.

Erreichbarkeit

Per Zug von Oslo nach Bodö und von dort entweder mit der Autofähre nach Moskenes im Süden oder mit dem Schnellboot nach Svolvaer. Troll Tours bietet in der Zeit von Anfang Juni bis zum 9. August Charterflüge von Friedrichhafen/Hannover nach Bodö.

Sonstiges

Norwegen ist nicht EU-Land und recht teuer. Insbesondere die Preise für Hotelübernachtungen und Restaurantbesuche sind hoch! Kreditkarten werden überall akzeptiert.

Text und Fotos © Reinhard Pantke