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Reise-Blog: Magie des Lichtes - Die Lofoten per Fahrrad erleben (2)

05.11.2014
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Skandinavien-Tour Sommer 2014


Der Reise-Journalist Reinhard Pantke berichtet von seiner aktuellen Tour mit dem Fahrrad durch das Baltikum, Schweden und Norwegen bis nach Nordfinnland. Begleiten Sie ihn virtuell auf seiner Reise bis zum Nordkap und erfahren Sie interessante Details über Land und Leute!

Magie des Lichtes

"Noch nie habe ich so klare Farben gesehen! Die weißen Schneefelder an den blauen Bergen und das Grün so saftig. In leuchtenden Flecken und Strahlen erscheint das Spiegelbild im stillen Fjord. Es ist ein Bild einer Märchen-Phantasie; hier muss der Ort sein, wo die Prinzessin verzaubert wurde". So beschrieb der Künstler Theodor Kittelsen, im 19. Jahrhundert die „Luchsfüsse“ . Auch heute haben die Inseln nichts von ihrer Faszination verloren und werden jeden in Ihren Bann ziehen.

Hier nun die Fortsetzung der Lofoten-Passage aus dem letzten Beitrag von vor 14 Tagen.

Flakstad

Wir radeln über eine ruhige Nebenstraße zurück zur E 10, die uns bald zu einer kleinen Mutprobe führt: Vor uns „taucht“ der ca. 1,5 km lange Nappstraumtunnel unter dem Fjord ab, der uns hinüber zur Insel Flakstad bringen wird. Auch wenn der Tunnel gut beleuchtet und belüftet ist und einen Seitenstreifen für Fahrradfahrer und Fußgänger hat, werden zarte und „geräuschempfindliche“ Naturen es vorziehen, per Linienbus dort hindurch zu fahren. Die Busse nehmen, sofern Platz ist, Fahrräder mit.

Die Tunnelpassage ist zudem auch einer der längsten Anstiege, da es zunächst auf 80 Meter unter Meereshöhe geht und von dort strampeln wir wieder auf Meereshöhe hinauf. Vor ein paar Jahren noch bekam man im Tunnel neben den Autos auch das Wasserrauschen zu hören. Jede Stunde wurden vom tiefsten Punkte einige Tausend Liter Wasser abgepumpt.

Doch die folgende wilde Mischung aus hohen Bergen, glasklaren Buchten, kleinen Sandstränden und Dörfern, die am Fuße der Berge wie Landschaften eines dänischen Spielzeugherstellers wirken, entschädigen schnell für die Strapazen. Ein kurzer Abstecher führt uns vorbei an glatt geschliffenen Bergen nach Nusfjord.

Nusfjord

Nusfjord ist einer der wenigen Plätze in Norwegen, die auf der Liste des Unesco Weltkulturerbes stehen. Der kleine Ort war einst zeitweiliger Wohnsitz tausender Fischer und ist fast unverändert aus dieser Zeit erhalten geblieben. Heute leben dort nur noch Wenige; dafür wird der Ort an manchen Hochsommertagen förmlich überrannt von dutzenden Busgruppen. Ein findiger - und wohl auch sehr wohlhabender Geschäftsmann hat daraufhin das Zentrum des kleinen Fischereiortes gekauft und in ein lebendiges Museum verwandelt. Jeder, der dort hinein will, muss zumindest im Sommer Eintritt bezahlen. Am Abend, wenn die Busgruppen weg sind, ist ein Besuch daher weitaus angenehmer.

Ramberg

Ramberg ist ein an der offenen Westseite gelegener Ort mit nur 300 Einwohnern, der an einem spektakulären zwei Kilometer langen Traumstrand liegt, der im Sommer freie Sicht auf die Mitternachtssonne bietet und oft Austragungsort für die norwegischen Surfmeisterschaften ist.

Der Ort ist eines der wenigen Dörfer, die noch an der Westseite der Lofoten bewohnt sind. Der Ort wurde vor Jahren landesweit bekannt, als man aus Sorge um die Fischereigründe mit 99% gegen einen Beitritt Norwegens in die EU stimmte! Heute würde das Ergebnis wohl anders aussehen, da es längst nicht mehr so viel Fisch gibt. Der Ort ist auch ein guter Platz für einen Standorttag.

8 km von hier entfernt beginnt eine einfache, aber spektakuläre gut zweistündige Wanderung zu der Bucht von Kvalvika. Der manchmal etwas feuchte Pfad führt einmalig zwischen den hohen Bergen über eine kleine Anhöhe zu einem Traumstrand, der beidseitig eingerahmt wird von steilen Bergen. Am Rande des langen Strandes findet man die Überreste einiger Häuser. Bis ins 20. Jahrhunderte hinein lebten hier Menschen, deren Kinder den beschwerlichen Schulweg zur Straße im Sommer und Winter täglich gehen mussten.

Der Südzipfel

Südlich von Ramberg windet sich die Straße an glasklaren Buchten und einsamen Sandstränden vorbei. Daneben ragen von den Eiszeiten vergessene, dunkle, bizarre Berggipfel fast senkrecht und teils über 1.000 Meter aus dem Meer! Dramatischer und wilder geht es kaum. Wir kommen nur langsam voran, da wir immer wieder anhalten. Auf einem schmalen Sims, den man in den Fels gesprengt hat, radeln wir ca. 30 km nach Reine, das von etlichen über 1.000 m hohen Bergen überragt wird.

Glatt geschliffene Berge, wohl für jeden Bergsteiger eine echte Herausforderung, bieten ein einzigartiges Panorama. Wer genug Puste und einen sonnigen Tag erwischt hat, kann eine sehr steile Bergwiese mit teils 50 % Anstieg auf den nahegelegenen, ca. 450 m hohen Reinebriggen hinauf wandern und von dort die Vogelperspektive auf den Fjord und Ort Reine genießen. Wanderschuhe, trockenes Wetter und Schwindelfreiheit sind dafür unabdingbare Bedingungen.

Rote Holzhäuser klammern sich an dem nacktem Gestein fest und stehen auf hölzernen Gestellen doch halb im Meer – eine perfekte Symbiose von Leben an Land und im Meer! Auch die Vögel haben eine geringere Scheu vor den Menschen, einige haben ihre Nester in einem Felsen neben der Straße gebaut, wo sie allzu oft Opfer der Katzen werden; andere nisten in dem Dörfchen Å in den Fensterbänken der Rorbuer oder den teilweise leerstehenden Fischfabriken.

Das norwegische Å markiert nicht nur den letzten, auf Straße erreichbaren und südlichsten Ort der Lofoten, sondern auch den letzten Buchstaben im norwegischen Alphabet! Der Ort wird noch heute geprägt von den rustikalen roten Rorbuer-Häusern, die man mittlerweile an Touristen vermietet und Garanten für einen entspannten und relaxten Urlaub sind. Ein Muss ist der Besuch des einzigen norwegischen Trockenfisch-Museums! Das kleine Museum stellt in lebendiger Form die Lebensgrundlage der Einwohner vor und wird von einem ehemaligen Trockenfisch-Händler gemanagt, der die Besucher in mindestens 6 verschiedenen Sprachen begrüßt.

An guten Tagen sieht man von diesem letzten bewohnten Ort aus bis nach Væroy hinüber. Für uns heißt es jedoch die einzigartige Mischung aus Bergen und Meer zu verlassen und mit der Fähre zum Festland überzusetzen und weiter nach Norden zu fahren. Das ist die Magie des Nordens, man will einfach immer weiterziehen und am besten nie aus dem Traum erwachen …God tur!

Reisetipps

Erreichbarkeit:
Mit der Fähre von Kiel nach Oslo, per Zug von Oslo nach Bodø und von dort entweder mit der Autofähre nach Moskenes im Süden oder mit dem Schnellboot nach Svolvær, je nachdem wie herrum man die Tour fahren will. Man kann diese Tour natürlich auch in Moskenes starten.

Fahrräder werden in den meisten norwegischen Zügen mitgenommen, rechtzeitiges Buchen garantiert die besten Preise (www.nsb.no). Fluganreisen mit diversen Anbieten, günstige Flüge und relativ unkomplizierte Fahrradmitnahme bietet Norwegian (www.norwegian.no). Die Anreise über Schweden ist mit Fahrrad sehr schwierig, da in schwedischen Zügen meistens keine Fahrräder befördert werden. Eventuell kann man sich Räder in Reine oder in Svolvær leihen, die Preise sind hoch, ab ca. 30,- Euro pro Tag.

Allgemeines:
Keine Sorge, das oft bemühte Klischee vom „bergigen Norwegen“ trifft hier nicht wirklich vollständig zu. Während die Berge teils mehr als 1.000 Meter aus dem Meer in den Himmel ragen, führen die Straßen am Meer entlang. Es gibt zwar etliche kürzere Steigungen, aber keine führt auf mehr als 130 Meter über dem Meeresspiegel hinauf. Zudem sind die Entfernungen zwischen den Orten relativ kurz.

Reisezeit:
Die Lofoten sind sicher zu allen Jahreszeiten interessant. Im Winter, wenn die Nordlichter am Himmel spuken und die Fische auf den Gestellen hängen, oder im Sommer, wenn die Sonne für Wochen nicht versinkt und die meisten Leute reisen. Im Winter wird jedoch nicht Radfahren das bevorzugte Fortbewegungsmittel sein. Wer auf feste Unterkünfte angewiesen ist, sollte in der Zeit von Ende Juni bis Mitte August Übernachtungsplätze in Hotels, Campinghütten oder Rorbuer rechtzeitig reservieren. Die zweite Augusthälfte bietet meist stabiles Wetter und etwas mehr Ruhe als die Hauptreisezeit.

Unterkünfte:
Hotels sind in Norwegen allgemein sehr teuer und auf den Lofoten nur in wenigen Orten zu finden. Zudem sind sie in der kurzen Sommersaison oft ausgebucht. Alternativ dazu gibt es 2 Jugendherbergen und viele Rorbuerhütten, bzw. auf den Campingplätzen kleine Hütten in unterschiedlichen Ausstattungsgraden. Die günstigsten Hütten für 2 Personen gibt es ab ca. 70 bis 90,- Euro pro Hütte. Wer in größeren Gruppen unterwegs ist, wird so wohl am günstigsten übernachten. Alternativ kann man auf wunderbar gelegenen Campingplätzen übernachten, deren Standard allgemein sehr hoch ist. Wildes Zelten ist zwar nicht grundsätzlich verboten, wird aber oft nicht gern gesehen.

Sonstiges:
Norwegen ist nicht EU-Land und recht teuer. Insbesondere Hotelübernachtungen und Restaurantbesuche sind sehr teuer! Kreditkarten werden überall akzeptiert.
Die lokalen Touristenformation haben ausführliches Informationsmaterial. Zusätzliche Informationen finden Sie unter den nachfolgenden Internet-Links.

Text und Fotos © Reinhard Pantke