Rallycross im Wohnzimmer
25.04.2012Ein paar Hintergrundinfos
Jens Fischer ist 43 Jahre alt und zum dritten Mal verheiratet. Der gelernte Friseur ist 1994 nach Dänemark ausgewandert, bis er im Jahr 2000 zurück nach Deutschland kam. In Dänemark arbeitete er als LKW-Fahrer bei einer Möbel-Spedition. Zurück in Deutschland fuhr er für eine andere Spedition (mit Sitz in Luxemburg) weiter Möbel durch Europa.
2005 hatte er einen privaten Verkehrsunfall und ist seitdem arbeitsunfähig. Zuerst bezieht er Harz4 aber seit Juli 2011 bekommt Jens keine Zuwendungen mehr und die Deutsche Rentenversicherung lehnte seinen Antrag auf Rente ab. Um auf andere Gedanken zu kommen hat er angefangen, Rallycross-Strecken zu bauen.
Die Anfänge
Wie bereits erwähnt baute Jens die Strecken, um auf andere Gedanken zu kommen, sich abzulenken... Autos hat er schon immer gesammelt und der Rallycross-Sport begeistert ihn schon seit seiner Kindheit. Er hat Rallycross immer nachgespielt, indem er eine Strecke zwischen Lego und anderen Sachen aufgebaut hat. Mit seinen Eltern war er bei Rennen in Haßbergen bei Nienburg und in Buxtehude. Später, als LKW-Fahrer, hat er Rennen in Belgien, Holland und England gesehen.
Seit seiner Jugend sammelt er Modellautos in verschiedenen Größen. Die sogenannten Spielzeugautos haben mit ca. 1:58 die perfekte Größe. Jens baut selbst auch Autos um und verschönert sie ein bisschen, aber immer zu Rallycross Fahrzeugen.
Dann kam die Idee, eine feste Stecke zu bauen. Die Stecken sind keine Originale, alles nur Fantasie Bahnen. Mittlerweile arbeitet er an Bahn Nr. 6 die fast fertig ist.
Auf die Frage, ob er früher eine Modelleisenbahn hatte antwortete Jens ganz klar mit: "NEIN, Eisenbahnen fand und finde ich immer noch doof. Hatte aber eine Carrera Bahn."
Infos zu den Strecken
Die erste richtige Tischrallycrossbahn hat Jens vor ca. 4 Jahren gebaut. Die zweite Strecke erst 2 Jahre später aber jetzt werden die Abstände immer kürzer. Aktuell ist er bei seiner 6. Bahn und ein Ende ist noch nicht abzusehen. Wie lange er an dem Bau einer Strecke sitzt ist abhängig von der Strecke. Er braucht für eine flache Strecke ohne Berge ca. 1 Woche, für eine mit Bergen ca. 2-3 Wochen. Zudem kommt es auch auf den Untergrund an, denn wenn der geklebt wird, also mit Kleister und Zeitungen gearbeitet wird, dann muss der zur weiteren Verarbeitung natürlich erst trocken sein.
Die "alten" Bahnen können leider aus Platzgründen nicht aufgehoben werden. Die ersten Bahnen hat Jens direkt auf den Tisch gebaut. Dann irgendwann umgebaut oder auch beide Seiten des Tisches benutzt. Eine Bahn wurde auf einer Wachstischdecke (abwaschbare Tischdecke) gebaut, die nimmt keinen großen Platz weg. Zwei Strecken wurden auf Styropor gebaut, diese kann man zur Not in den Keller stellen.
Für die Bahnen baut er alle Leitplanken, Tribünen, Zelte, Absperrbänder, Berge, Schotter, Sand, Brücken, Straßen, Reifenstapel, Werbebanden, Sprechertürme und Fahnenmasten selbst. Gekauft hat er nur Bäume, Gras, Farbe, Figuren, Fahrzeuge und Schilder.
Die Autos
Momentan besitzt Jens insgesamt 2144 Modelle. 2 Stück in 1:16, 17 Stück in 1:18, 22 Stück in 1:24, 21 Stück in 1:32, 142 Stück in 1:43, 12 Stück in 1:72, 51 Stück in 1:87, 12 Stück kleiner als 1:87 und der Rest dann ca. in der Größe 1:56-1:64.
Unter den 2144 Modellen befinden sich 6 SAAB und 24 VOLVO. Jens: "Saab und Volvo werden nicht so viel gebaut, finde es selber schade..."
Jens baut nicht nur die Rallycrosstische, sondern auch Modelle um. Vor kurzem hat Jens den Volvo C30 4X4 T16 Rallycross von Frode Holte nachgebaut.
Erfahrungen im Rallyesport
In einem Rallye- / Rallycrossauto ist er noch nicht gefahren. Aber er ist einmal mit seinem eigenen Auto auf einer Rallycrossstecke gewesen - verbotenerweise - und ist dort eine Rallye-Etappe nachgefahren. Das ist aber schon lange her. "Was die können kann ich auch, konnte ich aber nicht... " Der Bauer, der ihn aus dem Graben rausgezogen hatte, meinte, dass er nicht der erste an dem Tag war... Toller Trost, doch sein Golf war hin.
Spielzeit
Jens hat selber keine Kinder aber seine Frau hat eine Nichte (7) und wenn sie da ist, spielen die beiden jedes Mal an einer Bahn. Kaputt kann eigentlich nichts gehen oder wenn doch hat er eben wieder was zu basteln. Er nennt es selbst "Harz4 Modellbau", weil es aus wenig Geld und vielen eigenen Ideen entstanden ist.
Seit noch nicht allzu langer Zeit stellt er auch Filme her. Fotos von Rennen oder Drift-Shows lässt er im Zeitraffer zum Film laufen - alles zu sehen auf YouTube.
