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Mediziner bringt moderne 3D-Technik mit seinem Saab nach Afrika

20.08.2018

Lars Brouwers ist Chirurgischer Assistenzarzt und Doktorand für Traumachirurgie am niederländischen Elisabeth-Tweesteden Hospital in Tilburg. Sein Spezialgebiet ist der Einsatz von modernen 3D-Druckern in der medizinischen Anwendung. Dafür erhielt er u.a. bereits den Europäischen Preis für technische Innovation in der Chirurgischen Forschung.

Was ihn aber von anderen Forschern unterscheidet, ist sein pragmatischer Ansatz, die moderne Technik direkt dort einzusetzen, wo sie bei Patienten größtmöglichen Nutzen stiften kann. Gemeinsam mit seinem Kollegen, dem Tropenmediziner Dr. Wouter Nolet, fuhr er im Dezember 2017 kurzerhand nach Sierra Leone, um Prothesen aus dem 3D-Drucker direkt vor Ort für die zivilen Opfern des dortigen Bürgerkriegs anfertigen zu können.

Fest entschlossen, einen nachhaltigen Beitrag in Afrika zu leisten, nahmen die beiden die 3-wöchige Reise von den Niederlanden über Marokko, Mauretanien, Senegal, Guinea bis zum Lion's Heart Medical Centre in Sierra Leone auf sich. Dazu wurde ein privater Saab 9-5 voll beladen mit einem Ultimaker 2+ und ausreichend Material für ein ganzes Jahr.

Ziel war es, einem Ärzteteam und Betroffenen dort Wissen und Fähigkeiten zu vermitteln, damit diese selber 3D gedruckte Prothesen vor Ort anfertigen können. Seine Vision war "sehr preiswerte Prothesen zu schaffen, die sich jeder leisten kann, und zwar schnell“. Unterstützt vom Hersteller des 3D-Druckers wurde dafür eine Ausstattung gewählt, die auch unter den schwierigen Bedingungen in Sierra Leone sinnvoll einsetzbar ist. Dafür haben er und sein Kollege Nolet ein mobiles System zusammen gestellt, das im ehemaligen Bürgerkriegsland mit häufigen Stromausfällen vom dortigen Ärzte-Team betrieben werden kann und so auch die Ausbildung von Prothetik-Spezialisten vor Ort ermöglicht.

Auch nach der Rückkehr von seiner Reise, die für ihn ein echtes Abenteuer und etwas ganz Besonderes war, betreut er per Whatsapp das Team in Afrika und unterstützt seinen Kollegen Wouter Nolet, der für die Fortsetzung seiner medizinischen Ausbildung in Sierra Leone geblieben ist.


Der Saab 9-5 hat die beiden wohlbehalten über die lange Reise auf teils einfachen Strassen und Pisten in Afrika begleitet und die technisch hochwertige Hilfslieferung gut ans Ziel gebracht. Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen Saab 9-5 Turbo 3L V6 from 2001, der zuvor von Dr. Nolets Vater - einem treuen Saab-Fan - gefahren wurde. Wouter Nolet hatte das Fahrzeug bereits 2 Jahre in seinem Besitz und befand ihn gut für die lange Strecke geeignet, da sowohl der Motor als auch das Fahrwerk in einem guten Zustand waren.

Für die Tour wurde unter dem Motor eine Metallplatte installiert, um den Motor gegen Steinschläge zu schützen. Für bessere Beleuchtung sorgten 2 Scheinwerfer auf dem Dachgepäckträger, wo auch ein zusätzlicher Benzinkanister und ein Reserverad Platz fanden. Eine Schaufel zum ausbuddeln festgefahrener Räder - nur für alle Fälle - rundete die Ausrüstung des Fahrzeugs ab. Den beiden Ärzten war bewusst, dass sie in der Regenzeit in Afrika Probleme mit matschigen Strecken bekommen würden, daher wählten sie für ihre Tour die Trockenzeit. Nur einmal blieben die beiden auf ihrer Tour mir dem Saab liegen, als nach einer Polizeikontrolle der Wagen nicht mehr anspringen wollte. Ein lokaler Mechaniker konnte weiter helfen. Nach ausgiebigen Reparaturbemühungen am Anlasser stellte sich am Ende eine leere Batterie als Ursache heraus, die vor Ort vom Gebrauchtmarkt beschafft werden konnte. Nach dem Abschluss der weiten Reise fand der Saab in Afrika einen neuen Besitzer.


Unterm Strich eine herausragende Leistung, geprägt von medizinischem Können, technischer Innovation und einer gehörigen Portion Abenteuergeist!
Dafür wurden Brouwers und Nolet zurecht für den Albert-Schweitzer-Preis 2018 nominiert.

Weitere Infos zum Projekt und von Lars Brouwers, MD, MSc finden sich auf Twitter und den nachfolgend genannten Links.

Fotos © Lars Brouwers