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Restauration: Volvo 480 von Christopher Lee Pauly

18.07.2014

Restauration - Volvo 480 von Christopher Lee Pauly


Der 20-Jährige Christopher berichtet von der Rettung seines humpelnden und um den Gnadenschuss bittenden 480er Volvo. Begleiten Sie ihn virtuell durch die ganze Achterbahnfahrt der Gefühle!

Einleitung zu meiner selbst:

Fangen wir doch mal ganz von vorne an, im Sommer 1994 in Koblenz, wo ich unter dem Namen Christopher Lee Pauly geboren wurde. Aufgewachsen bin ich mein ganzes Leben lang in Polch, einer Stadt auf dem Maifeld vor der Eifel, welche von Schwedenpanzern recht unberührt war und ist. Ich bin als "normaler" Junge aufgewachsen, jedoch gab es immer ein paar Differenzen zu meinen Altersgenossen, z.B. haben andere Jungs in meinem Alter mit LEGO gespielt, ich habe den Staubsauger meiner Eltern mit 3 Jahren zerlegt. Knappe 10 Jahre später waren meine Hobbys und Vorlieben so unnormal, wie die Blicke anderer, die das erste mal einen 480 sehen. Es hatte seinen Anfang mit Rasenmähern genommen, als ich die vierte Klasse besuchte. Inspiration hierzu war unser alter Benzinrasenmäher mit einem Motorkonstrukt aus dem Hause Fiat, er war laut und roch nach Benzin. Dieses Konstrukt hat bis heute gut durchgehalten.

Mein Fuhrpark umfasst alleine ca. um die 20 Maschinen, alle aus eigener Hand wiederbelebt und optimiert, ob nun der Zylinderkopf runtergfräst oder der Vergaser aufgebohrt war. Gefunden habe ich immer etwas, woran ich basteln konnte. Irgendwann wollte ich was größeres, also habe ich im Urlaub in Ungarn vom Camping Platz aus auf einen alten Rasen-Truck gesteigert (einen Dank an meinen Vater, dessen Account ich nutzte). Mit diesem Rasen-Truck habe ich, nach den abgescherten Zylinderkopfbolzen, Salzwasser im Block aus Westerstede an der Nordsee, wo er her kam, und lauter Nettigkeiten, die man niemandem wünscht, meine ersten Erfahrungen auf der Straße gesammelt. Highspeed: 8 km/h und ohrenbetäubender Lärm, Musik in meinen Ohren.

Mit dem 480er Virus infiziert

Die nächste Vergrößerung war meine alte Herkules Prima5 S, die wir wieder aufgebaut haben. Zeitgleich wurde der Grundstein für die Infektion des 480er Virus gesetzt. Eigentlich suchten meine Eltern einen Fiesta als kleinen kompakten Spritsparer. Das war mir als Schwedenfanatiker recht wider, also suchte ich doch mal in den kleinen Baureihen von Volvo bei mobile.de. Der 440er gefiel mir gut, nur meinen Eltern nicht, beim 460 das selbe Dilemma. Per Zufall entdeckte ich dann in der Spalte Fahrzeugmodell den 480, bis dato wusste ich ja noch nicht einmal das die 400er Reihe ein Trio ist. Ich hatte mir so etwas vorgestellt wie ein 460 mit 35cm mehr, also Klick auf „Suchen“ und dann wars besiegelt, das werde ich auch nicht vergessen. Gleich die erste Anzeige zeigte einen Top erhaltenen 480 Phase 1. Augen offen, Brockatrot Metallic, Pictor Alus drauf - Liebe auf den ersten Blick. Leider wollten meine Eltern einen Diesel und den gab es nicht. Aber das Auto ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Knappe 3 Jahre lang, jeden Tag. Ich habe sogar damals noch im neunten Schuljahr meine ganzen Schulmappen mit Bildern von dem Elch versehen.

Um das Rätsel grade nebenbei aufzulösen, aus dem kleinen, kompakten Wunsch-Fiesta meiner Eltern konnte ich dann auch noch was machen. Es wurde ein „kleiner, wendiger“ Schwede mit nur 5,5 Liter auf Hundert Kilometer, ein SAAB 9-3 Tid, welcher uns heute immer noch sicher von A nach B bringt.

Fast zwei Jahre vergingen im Informationshunger, rein aus Euphorie meiner selbst. Im Unterricht habe ich mehr in 480er Seiten gelesen als in den eigentlichen Aufgaben, aber alles im Rahmen, so dass der Notenschnitt auf dem Abschlusszeugnis der zehnten Klasse eine knappe 2,0 war.

Der Elch ging mir nicht mehr aus dem Kopf

Im Anschluss an die Schule habe ich meine Lehre bei Griesson-de Beukelaer begonnen. Erst als Maschinenführer und nach der bestandenen Prüfung mit Bestnote jetzt auch zum Industriemechaniker.
Wie kams zu den Autos? Mein erstes Auto war mehr ein glücklicher Zufall. Ich hatte gerade mein zweites Lehrlingsgehalt und habe einfach aus Vorfreude aufs Fahren, wenn ich in 8 Monaten dann Volljährig wurde, nach Autos gesucht. Die Kriterien waren recht überschaubar, es gab eine Bedingung die erfüllt werden musste, only SAAB or VOLVO.

Per Zufall fand ich dann einen SAAB 900S mit knappen 300tkm auf der Uhr als Bastelauto im Netz. Ca. 7,5 Stunden später war der Kaufvertrag unterschrieben (gaaaaaanz breites Grinsen). Diesen habe ich natürlich zur angenehmsten Jahreszeit, nämlich im Winter, wieder zurecht gemacht. Auspuff, Hydroaggregat, Hauptbremszylinder, ein Loch am Fahrereinstieg, Reinigung,... dass es knapp minus 20 Grad waren, war nur die ersten paar Minuten von Bedeutung. Wenn erstmal die ersten 5 Minuten vorbei sind, dann fühlt man eh nichts mehr. Als mir allerdings der Schlagschrauber eingefroren war wurde mir dann doch etwas zu kalt. Aber die Zeit hat genau gepasst, das letzte Rad war dran, ABS Leuchte aus, also ready for TÜV und den bekam er auch.

Die Besichtigung

Aber in der ganzen Zeit des Schraubens vergingen höchsten 5 Minuten, in denen ich nicht an den 480er gedacht habe. Im Frühjahr, ca. Mitte März, eine Woche nachdem der SAAB getüvt war, habe ich rein aus Neugier, um mal eine grobe Summe als Sparziel für einen 480er ansetzen zu können, mal so gesucht. Rein zufällig stand einer in Ahrweiler, von mir aus knappe 50km entfernt. Der sah schwer vergammelt aus. So wie ein Auto eben aussieht, wenn es 4 Jahre in der Tiefgarage unter tropfenden Wasserleitungen steht und regelmäßigen Besuchen von Vandalen und Graffitikünstlern bekommt.
Mein Vater meinte „ok, man kann ihn ja mal angucken fahren“. Meine Mutter hatte es schon geahnt was bald kommt.

Besichtigung:
Nach 4 Jahren Standzeit das unglaubliche: Wir schlossen die Batterie an, er orgelte los und kam zwar nur auf zwei von vier Töpfen, aber nach 4 Jahren doch beachtlich. Keine 20 Sekunden orgeln waren nötig und er sagen wir mal „humpelte“ und hat eher um den Gnadenschuss gebeten, als um Rettung.

Die erste Durchsicht der Papiere:
- Getriebe wurde mit Teilen aus dem Rennsport 3 Monate vor Abmeldung überholt (Sintermetallkupplung, gehärtet Ritzel,...)
- Der Motor hatte eine scharfe (90°Grad, Einzelanfertigung) Nockenwelle bekommen
- Lima und Anlasser waren neu
- Eigentlich immer gepflegt

Die Karosserie offenbarte das ziemliche Gegenteil:
- Meine Stahlkappenschuhe sind im Schweller verschwunden
- Der Ölrücklauf vom Turbo war durch
- Cockpit tot
- Knarzen im Blech soweit das Gehör reicht
- Reifen konnte man vergessen
- Mehr Macken und Schandtaten als Lack
- Außenspiegel abgetreten, Rückleuchten eingeschlagen
- und so weiter...

Die Entscheidung

Nach der Besichtigung hatte ich irgendwie Fernweh nach Ahrweiler in die Tiefgarage, dieser 480er hatte es mir angetan. Keine Ahnung warum, aber er war was besonderes und darauf folgten die 2 schlimmsten schlaflosen Wochen, ein hin und her, soll ich oder soll ich nicht,... Der damalige Besitzer hatte gesagt „wenn ihr den nicht wollt, dann wird er gepresst weil er muss da weg“. Ich habe dann in der Nacht auf den ersten April die Entscheidung gefällt und meinen Eltern die frohe Botschaft am darauf folgenden Morgen verkündet: "Mama, Papa ich habe den Volvo gekauft."

Fortsetzung folgt...