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Restauration: Volvo 480 - Die Abholung

22.08.2014
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Restauration - Volvo 480 von Christopher Lee Pauly


Der 20-Jährige Christopher berichtet von der Rettung seines humpelnden und um den Gnadenschuss bittenden 480er Volvo. Begleiten Sie ihn virtuell durch die ganze Achterbahnfahrt der Gefühle!

Die Abholung, ein schweres Unterfangen

Was keiner ahnte war, dass der Anhängerverleih seinen Trailer verkauft hatte. Ich bekam die Krise. Mein Vater und mein Bruder haben dann durch tausend Kontakte über Nacht (alles legal) doch noch einen bekommen können (davon wusste ich aber nichts!!) und dann stand er "zufällig" bei uns auf der Straße rum, ich war happy! An dieser Stelle vielen, vielen Dank an die beiden für den gelungenen Aprilscherz.

Am 2. April ging es dann los. Standesgemäß haben wir unseren V40 Turbo vor den Trailer gehangen und ab gings zum Volvo 480. Als ich den Volvo wieder sah, hätte ich vor Freude einfach nur springen können, aber nach 2 Metern wäre ich an der Betondecke der Tiefgarage angekommen und das hätte weh getan.

Die Verladung, ein Staatsakt der üblen Sorte, unter folgenden Bedingungen:

  • Laut Vorbesitzer hat er noch 2 Liter im Tank
  • Reifen platt
  • Trailer hoch
  • tiefer gelegt um 45mm
  • Halteverbot
  • Sonntag, Fußgängerzone und Reisebusse mit Touristen

Erster Versuch vorwärts auf den Trailer, knappe 40cm waren zwischen Rampe und Vorderachse, da setzte er schon auf. Also rückwärts, jeder ein Radhaus und hoch damit. Der ehemalige Besitzer fuhr ihn dann hoch. Erstaunt, dass es doch klappte, merkte ich nach und nach immer mehr, wie das Radhaus in meiner Hand Richtung Knochen und Blut rutschte, leider auch reichlich Blech, Rost und Spachtelmasse.

Als er dann verladen war, war es eine Qual. Die ganze Fahrt den Blick nach hinten gerichtet, hätte ich am liebsten schon während der Fahrt angefangen zu schrauben, aber zu dem Zeitpunkt machte mir das Wetter mehr sorgen. Er stand nun 4 Jahre trocken in einer Tiefgarage und es sah nach Regen aus, der blieb uns dann aber zum Glück erspart.

Daheim angekommen habe ich ihn voller Stolz und Euphorie vom Trailer gefahren und mittlerweile waren sogar zeitweise 4 Zylinder am spucken. Nun stand er für ca. 24 Stunden unberührt da. Das war die Zeit, die ich brauchte, um das Werkzeug mit meinem Mofa zu meiner Oma zu bringen, wo die Rettung von Statten ging.

Soweit zur Vorgeschichte, also let´s get ready to rumble.

Bestandsaufnahme und Entrümpelung

Anstatt den Fokus auf „was ist kaputt“ zu richten, habe ich umgekehrt den einfacheren Weg gehabt. Ich listete auf was nicht defekt war und das war nach gut einer Stunde auch getan:

  • Die Zentralverriegelung
  • Die Servolenkung
  • Die Bremsanlage
  • Die Benzinpumpe

Und die Liste was nicht so ging wie es sollte: einfach alles was oben nicht aufgezählt wurde.

Das Ausweiden gestaltete sich als doch recht pervers und widerlich, nicht zuletzt wegen der Rückbank mit tierischem Innenleben (Mäuse) und Schimmel, Überresten von Blumen und mehr Dreck als PS.

Nach dem das Auto entmüllt war und ich mit einem Industriesauger 2 Stunden wütete, kam der Kofferraumboden zum Vorschein und da ging ich gleich in den Bereich: Teile die so schnell nicht mehr ins Auto kommen. Den Teppich konnte ich auswringen und vermutlich als Biowaffe verwenden. Die Rückbank habe ich eingelagert, irgendwann wird vielleicht wieder ein 4-Sitzer draus.

Nachdem die Reste der Bodenwanne zum Vorschein kamen, sah ich auch den ersten Dämpfer, fußballgroße Löcher im Kofferraum und alles feucht und modrig. Seltsamer weise waren die vorderen Sitze bis auf die Sitzheizung der Fahrerseite intakt. Soviel zum Innenraum fürs erste.

Jetzt ran ans Blech

(ACHTUNG WARNUNG: Folgende Arbeiten sind nichts für Menschen mit sanftem Gemüt, die Angst haben sich die Finger dreckig zu machen, fast zu erblinden oder in Flammen auf zu gehen! Nachmachen auf eigene Gefahr! Feuerfeste Kleidung und Verbandskasten werden empfohlen!)

Der bis jetzt dickste Klopper war immer noch im linken Schweller, als ich mit bloßer Hand ein Loch frei pulte, welches die Größe eines Bremssattels und größer hatte. Ich musste feststellen, dass im Schweller ein Eichhörnchen wohnte, zumindest war es jetzt obdachlos da es nicht mit gereist war, dafür aber seine Nüsse, Geäst und den Kobel (Bau vom Eichhörnchen) im 480er mitschickte. Ich persönlich hätte es gerne dabei gehabt weil ich finde es sind schöne Tiere und für die bremse ich auch!

Vorbereitung für spätere Arbeiten: Schablonen vom Radius des Radlaufs, dazu brauchte ich lediglich einen Edding, Keksdosenkartons und eine gute Schere sowie ein Tapetenmesser und Klebeband. Karton ins Radhaus, an der Felge angeklebt und mit dem Edding die Rundung gezeichnet. Aber das wäre ja zu einfach. Also habe ich die Wölbung der Karosse nachgeformt, indem ich den Karton so lange bearbeitete bis er passte und dann habe ich mit Klebeband die Form fixiert.

Naja weiter im Text. Den größten Teil vom Rost konnte ich mit bloßem drauf klopfen von Hand entfernen und Schlag für Schlag konnte ich mehr und mehr Volvo aufkehren, ein grausamer Anblick. Nebenbei musste ich die hintere Stoßstange abnehmen, die Streben kamen mit der Kofferraum Bodenwanne raus, aber zu dieser komme ich später.

Laut Vorbesitzer wurde der Volvo schon mal hinten für dickere Socken aufgebördelt, nur leider war Rostvorsorge anscheinend ein absolutes Fremdwort. Nach dem der "Blätterteig" entfernt war, kam ein lustiger, aber auch ein recht klebriger Teil. Man nehme eine Flex mit Drahtbürste und Schutzbrille und entferne erst mal alles, was Bitumen heißt, im großzügigen Radius. Leider kamen dadurch noch ein ganzer Schwall Rostlöcher zum Vorschein...

Als ich dann endlich am Blech angekommen war, stand das Umrüsten an. Mit Edelstahltrennscheiben schnitt ich erst mal großzügig die ganzen Rostkanten heraus. Alleine das war schon eine Arbeit für gut einen ganzen Tag und ich benötigte mindestens 10 Trennscheiben.

Fortsetzung folgt…