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Projekt Paul: Saab 9-5 All die netten Kleinigkeiten

24.10.2016

Restauration - Saab 9-5 Sportkombi


Es ist an der Zeit, über das SaabBlog.net Projektauto zu sprechen. Ein Auto, „Made in Trollhättan“, dessen Restauration wir für 12 Monate unterstützen und begleiten werden. Der SaabBlog.net berichtet hier über Paul! Paul ist ein Saab 9-5 Sportkombi aus dem Jahr 1999. Verfolgen Sie virtuell, wie ein Fahrzeug nach langer Standzeit zurück ins Leben geholt wird.

Es gibt Fahrzeuge, die sind besonders eng mit dem Schicksal der Marke verknüpft. Bei Saab ist es die erste 9-5 Generation. Für GM stand er für den "Aufstieg von Saab zur Weltmarke, weg vom exzentrischen Skandinavier". Ein Zitat aus Eric Dymock's Buch zum 50-jährigen Jubiläum der Marke.

Der 9-5, ein echter GM Saab? Ja, und der erste Saab nach GM Philosophie überhaupt. Vergessen wir den 900 II, ignorieren wir den 9-3 I. Sie alle hatten diese merkwürdige, große Heckklappe, das Fließheck, und standen damit für das, was die Amerikaner von Saab garantiert nicht erwarteten. Dass es sie überhaupt gab, ist schwer zu erklären, denn schon mit dem 50% Einstieg im Jahr 1990 wollte GM nur noch Limousinen und Kombis. Durchsetzen konnte man sich aber erst mit dem ersten 9-5.

Ein GM Saab. Trotzdem ein echter Saab.

Die Entwicklung des 9-5 dauerte länger als geplant, und er kam später auf den Markt als gewollt. Selbst dann gab es Schwierigkeiten, die Produktion auf Stückzahlen zu bringen. Was, im Rückblick gesehen, vielleicht gar nicht so schlecht war. Sonst hätte es keinen Saab 9000 Anniversary zum 50-jährigen Jubiläum und garantiert kein 98er Modelljahr gegeben.

Leser, die jetzt die Vermutung haben, ich möchte den 9-5 in die GM Ecke schreiben, liegen falsch. Denn zum einen mag ich den 9-5, zum anderen hat Saab extrem viel richtig gemacht. Beim Design wurde Wert auf Saab DNA gelegt – Einar Hareide lieferte ein Meisterstück ab. Die muschelförmig ausgeprägte Motorhaube, um nur ein Beispiel zu nennen, ist ganz in der Tradition von Saab 900 und Saab 99. In der Fertigung natürlich teurer als übliche Haubenbleche, steht sie stellvertretend für eines: Für Liebe zum Detail.

Saab 9-5. All die netten Kleinigkeiten.

Die ersten Saab 9-5, die Generation mit dem Traditionsgrill in Chrom, begeistert mit vielen kleinen, gut durchdachten Dingen. Fast 20 Jahre sind seitdem vergangen; 1997 war der Saab fast schon luxuriös zu nennen. Die Schweden meinten es ernst, die Amerikaner meinten es ernst. Nur leider nicht für lange, und beide dachten in gegensätzliche Richtungen. Nur erkannte man das damals noch nicht.

Ein Ergebnis des nordischen Dramas ist die Geschichte des 9-5. Denn mit jedem Facelift verschwand die ein oder andere geliebte Nettigkeit. Tragisch? Ja, auf jeden Fall. Während andere Hersteller alternden Modellen immer mehr Ausstattung schenkten, um sie attraktiv zu halten, setzte GM beim 9-5 vom ersten Modell bis zur Chrombrille den Rotstift an. Radikal! Und Fahrer von Chrombrillen Saabs sollten besser jetzt nicht mehr weiterlesen.

Getränkehalter Origami.

Unser Projektsaab ist ein 1999er Modell. Ein ganz früher 9-5 Kombi, mit vielen Details, die es später nicht mehr gab. Fangen wir an bei der Heckklappe. Der 9-5 hatte die Option zum 7-Sitzer, was leider niemals in Serie ging. In der Heckklappe gibt es eine Kindersicherung und eine Innenöffnung für die hinten sitzenden Passagiere. Das Detail verschwand rasch, wesentlich länger hielten sich die Leuchten in der Heckklappe. Zwei Lampen sorgten für Licht in der Ladezone, zwei weitere Leuchten in Rot warnten den fließenden Verkehr. Auch sie wurden später ersatzlos gestrichen.

Genau wie der ausziehbare Boden im Gepäckabteil, den Saab als erster Hersteller in Europa anbot. Oder die Ausstiegsleuchten hinten in den Türen. Das Echtholz im Armaturenbrett wurde später gegen Plastik getauscht, und um den Schaltknauf oder Automatikhebel herum war es nur noch als Zubehör lieferbar.

Viele Jahre überlebt haben die doppelten Sonnenblenden und der schönste Getränkehalter der Welt im Armaturenbrett. Er spielt vollendete Getränkehalter-Origami und begeistert mit seiner Grazilität noch heute und für alle Zeit. Das Leder im 9-5 war, im Gegensatz zum 9000, kein schottisches Nobelfabrikat mehr. So viel Oberklasse sollte es nie mehr in einem Saab sein, aber in den ersten Jahren war es dick und wertig genug, um auch nach langer Zeit noch Freude zu machen. Später wurde es dünner und dünner, Chrombrillen Fahrer können es täglich fühlen.

Ventilierte Sitze. 1997 eine Weltneuheit.

Die bequemen, plüschigen Armauflagen in den Türeinsätzen wurden irgendwann von günstigem Kunstleder abgelöst, die Zahl der Ausstiegsleuchten in den Türen auf zwei reduziert, die Fernentriegelung der Tankklappe verschwand. Immer an Bord blieben die aktiven Kopfstützen, immer gab es als Aufpreis die ventilierten Sitze. Sie verhalfen damit dem 9-5 zu Oberklasse-Charakter.

Der 9-5 blieb, über seine ganze Bauzeit hinweg, ein großartiges Auto mit Spaßpotenzial. Die Sparorgie, von 1997 bis 2010, steht für das Verhältnis der amerikanischen Eigentümer zu ihrer schwedischen Investition. Weniger als 10 Jahre nach der Komplettübernahme gab es die erste Rekonstruktion, nicht viel später den endgültigen Ausstieg von GM. Saab 9-5 mit dem Traditionsgrill sind heute günstig zu bekommen. Selbst sehr gute Fahrzeuge sind selten teurer als 5.000,00 €, sie bieten all die netten Kleinigkeiten, die es später nicht mehr gab.