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Gestatten, Paul!

09.03.2016
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Restauration - Saab 9-5 Sportkombi


Es ist an der Zeit, über das SaabBlog.net Projektauto zu sprechen. Ein Auto, „Made in Trollhättan“, dessen Restauration wir für 12 Monate unterstützen und begleiten werden. Der SaabBlog.net berichtet hier über Paul! Paul ist ein Saab 9-5 Sportkombi aus dem Jahr 1999. Verfolgen Sie virtuell, wie ein Fahrzeug nach langer Standzeit zurück ins Leben geholt wird.

Februar. Die Wolken hängen tief über Norddeutschland. Das passt zu meiner Stimmung. Du hast es ja so gewollt, sagt eine innere Stimme. Sie hat recht. Was hatten wir überlegt und geträumt... ein Projektauto für den Blog... ein Viggen, ein Aero, ein Cabriolet. Und jetzt das!

Paul ist ein Saab 9-5 Sportkombi aus dem Jahr 1999. Ein ganz früher, sagte Markus Lafrentz. Und damit hat er mich wohl eingefangen. Ganz früh, das klingt nach einzigartig, bewahrenswert, selten. Jetzt stehen Mark und ich auf dem Firmenhof in Kiel und sehen ein Häufchen elendes Blech-Biotop vor uns. Paul lebt, sofern man Moosflechten und grünen Bewuchs dem Auto zuordnen will. Davon hat er viel, denn der Saab war einige Jahre im Freien zwischengeparkt.

Wo kein Moos wächst, da wuchert der Rost. Ein Bild des Jammers, und eigentlich möchte ich jetzt nur noch meinen 9-5 starten und Kurs nach Süden nehmen. Dabei ist das alles gar nicht sooo schlimm. Sicher nicht auf den zweiten oder dritten Blick. Aber irgendwann, nach dem 10. Blick, sieht man die Stärken des Paul-Biotops. Ja, die gibt es!

Der frühe Kombi könnte fast als Klassiker durchgehen, mit seinem stolzen Traditionsgrill und den zeitgeistig abgedunkelten Rückleuchten. Keine Durchrostung – der Oberflächenrost ist ein Resultat von abgeplatztem Lack. Wenige Kilometer, gerade mal 150.000 stehen auf der Uhr. Die tolle SE Austattung der frühen Jahre, kein Rotstift durfte damals den Luxus wegsparen. Die Technik scheint gut, der Motor läuft, die Kiste rollt zumindest. Ausserdem ist Paul Nichtraucher, kein Unfall, nicht verbastelt, komplett.

Nicht selbstverständlich, denn der Saab ist schon 18 Jahre alt. Eine kritische Lebensphase für fast alle Fahrzeuge. Jammern hilft nichts. Wir wollten ein Auto, wo der Lack ab ist, das keiner haben will. Hier wäre es. Punkt.

Warum ein 9-5 Kombi?

Kaum hatten wir die Idee des Projektautos angedacht, schon wurden uns viele Autos angeboten. Von sehr teuer und kaum bezahlbar bis einfach fertig. Von Viggen, bis Saab 99. Von fairen Preisen über Kilopreise, die an den Goldpreis gekoppelt sind, war alles dabei. Final haben wir uns für einen 9-5 als Sportkombi entschieden.

Weil wir, oder besser gesagt ich, etwas gut zu machen haben. Die ersten 9-5er wurden auf dem Blog immer vernachlässigt. Was unter anderem daran liegt, dass wir keinen besitzen, aber nicht nur. Der alte 9-5 ist zu nahe am Alltag, zu präsent auf den Kiesplätzen der Fähnchenhändler. Aufmerksamkeit braucht er, weil die ersten 9-5 jetzt langsam verschwinden. Export, hohe Laufleistungen, als Youngtimer oder Liebhaber-Objekte hat sie fast niemand auf dem Schirm.

Vor allem die ersten praktischen Kombis sind akut vom Aussterben bedroht. Es sind robuste, genügsame Arbeitstiere. Der noble Innenraum und die Qualitäten eines Fahrzeugs der oberen Mittelklasse sind Nebensache. Autos, die 17 oder 18 Jahre alt sind, werden nicht mehr gebraucht. Sie werden nur noch verbraucht. Entsprechend wäre der Preis für Paul. In diesem Zustand bekämen wir ihn zum Kilopreis, eine dreistellige Summe steht im Raum.

Jeden Saab, den wir auf der Strasse halten, wäre ein Sieg für die Marke. Und wenn ein früher Kombi überlebt, der gerade einmal eingefahren ist, dann würde das als doppelter Sieg zählen. Ja, wir wollten es brutal. Das haben wir jetzt davon. Trotzdem, Begeisterung will so richtig nicht aufkommen. Mein Enthusiasmus, wenn es um Saabs geht, wird durch Skepsis überlagert. Man sieht es mir vermutlich an.

Oder so formuliert: Markus Lafrentz sieht es mir an. Er kennt mich mittlerweile fast zu gut. Dann kommt einer der Vorschläge, die man nicht ablehnen darf. Er schenkt uns Paul – als Beitrag zu unserem Projekt. Das, neben Saab Spaß, einem karitativen Zweck nützen soll. Mark und ich nehmen an.

Vom Spaß sind wir noch weit entfernt. Dennoch, vielen Dank Markus, der erste Sponsoren-Aufkleber auf Pauls Blech wäre so gesichert. Wir haben ein Auto!

Leser, die heute unter der Unzumutbarkeit von Projekt Paul gelitten haben, waren vorgewarnt. Kein glänzendes Blech, kein Hochglanz-Blog waren angesagt. Wir haben bewusst Paul ungefiltert präsentiert. So wird es weitergehen, und ein langer Weg liegt vor uns. Wer uns und unser karitives Paul-Projekt unterstützen möchte, der kann das sehr gerne tun. Spenden und moralischer Zuspruch sind willkommen. Wir freuen uns über beides.

Als nächstes kommt die Bestandsaufnahme im Detail, wir benötigen Ersatzteile, wir brauchen einen Lackierer. Wir zeigen, wie man ein Fahrzeug nach langer Standzeit zurück ins Leben holt.

Und vor allem brauchen wir eines: Gute Nerven.

Fortsetzung folgt...